Chronik
Chronik 1929 - 1948
In den folgenden Jahren entwickelte sich der Krefelder Karneval - trotz der einsetzenden Arbeitslosigkeit - immer mehr. Ohne Eigenlob darf man sagen, dass die GKGK 1878 unter den führenden Gesellschaften war und es auch blieb. Hier sei an die großen Erwerbslosen-Sitzungen in der Stadthalle erinnert, wo jedem Erwerbslosen freier Eintritt, und kostenlose Mütze, Liederbuch, Garderobe und zwei Glas Bier gegeben wurden. Der Andrang hierzu war so groß, dass diese Sitzungen mehrfach wiederholt werden mussten.
1934 übernahm Franz Wefers, in den letzten Jahren bereits Geschäftsführer, das Präsidium und führte die „78er" würdig seiner großen Vorgänger, zu immer weiteren Erfolgen. 1938 wurde das 60. Stiftungsfest begangen. In dieser Jubiläums-Session fand eine Reihe von Veranstaltungen - meist in der Stadthalle - statt. Diese Gesellschaft hatte zu diesem Zeitpunkt das Glück, noch einen Mitgründer in ihren Reihen zu haben, nämlich Jack Keller, der schon jahrelang in Aachen wohnte und dort die „Große Aachener Narrenzunft" mitgegründet hat. In diesem Jahre zeigte sich zum ersten Male neben der Linnergarde unter dem Kommando von Helmut Becker eine „ blau-weiße „ Damengarde „ unter Führung von Anni Schrawen ( später Anni Becker ). Diese Damengarde erregte damals überall berechtigtes Aufsehen und wurde sich vom damaligen Prinzen Jakob I. ( Jakob Odenthal, der aus den Reihen der „78er" kam ) als Ehrengarde für den Rosenmontagzug ausbedungen. Das „60-jährige" sah die Gesellschaft auch auf einer Jubelsitzung in Aachen anlässlich des 11-jährigen Präsidentenjubiläums von Leo Rosen von der Großen Aachener Narrenzunft, an der die Gesellschaft geschlossen teilnahm.
Außer dieser engen Verbindung mit Aachen unterhielt die Gesellschaft mit weiteren auswärtigen und vor allem mit den Krefelder Gesellschaften guten Kontakt und gute Freundschaft. Zu diesem Zeitpunkt konnte die Gesellschaft ihren stärksten Mitgliederstand aufweisen, rund 100 aktive Mitglieder. Außer Vorstand, Elferrat, Büttredner, Sänger und Helfer bestanden die Ehrengarden, die Damengarde und die Linnergarde. Bei einer Sitzung wurde die große Bühne der Stadthalle schon mit einer stattlichen Zahl eigener Garden bevölkert. Dieses Jahr brachte nur Glanztage für die „78er" und als der Präsident Franz Wefers die Session mit dem Wunsche schloss: „Auf ein frohes Wiedersehen im nächsten Jahr" dachte gewiss keiner daran, was für trübe Stunden die kommenden Jahre des Krieges und der Folgezeit bringen würden. So wurde denn die blau-weiße Mütze mit einer „Grauen" vertauscht und die ewig lustigen Kämpfer des Karnevals, die Kämpfer gegen Griesgram und Muckertum, zogen nun als Streiter für das Vaterland hinaus. Viele der Unsrigen sahen wir nicht wieder, liebe Freunde und Kameraden, deren wir still gedenken. Nach den Wirren des 2. Weltbrandes und in den folgenden „fetten Jahren" war die GKGK 1878 eine der ersten Gesellschaften, die ihr Wirken wieder aufnahm. Franz Wefers sammelte die Mannen, die zurückgekehrt waren, um sich.
Es gab zunächst nur Versammlungen bei Heißgetränk. Es gehörte schon viel Mut dazu, wieder anzufangen; denn diesmal war es ein Beginn aus dem völligen Nichts. Der gesamte Kostüm -und Uniformfundus war vernichtet. Pokale und Silberbecher der Gesellschaften waren dahin. Lediglich die 1928 geweihte Fahne war von Franz Wefers gerettet worden, aber auch sie war ziemlich ramponiert und machte einen traurigen Eindruck wie die ganze damalige Zeit. Auf normalem Wege war nichts zu beschaffen. Durch Verbindungen und auf dem Tauschwege wurde „Seide" beschafft und es wurden neue Mützen hergestellt. Inzwischen ging schon das Jahr 1947 zu Ende und die „78er" standen vor dem 70-jährigen Bestehen. Altkupfer wurde gesammelt und dann fuhren einige Unentwegte los, um Orden zu beschaffen. Trotzdem es anfangs unmöglich schien, schaffte die Gesellschaft es, der Wurf gelang: Eine für damalige Zeit pompöse Sitzung zum Besten der Krefelder Kriegsblinden im Stadtwaldhaus, welches an diesem Tage die Besucher nicht alle fassen konnte, krönte auch diese Jubelfeier. Die „78er" konnten als Erfolg buchen, auch diesmal mit einer Großveranstaltung bahnbrechend für den Nachkriegskarneval gewesen zu sein. Hier gilt noch einmal der Dank den 10 Gesellschaften die sich zu Verfügung gestellt hatten, so dass der Ratstisch nur von Präsidenten besetzt war, ein grandioses Bild, wie sich der anwesende Prinz Heinrich „der Eiserne" ausdrückte.